KAFFEEANBAU IN MEXIKO „IN UMSTELLUNG AUF ÖKOLOGISCHEN LANDBAU“

CURANDERA - DIE HEILERIN

Eins der vielen Dinge, die wir in der Zusammenarbeit mit unseren Kaffeefarmer:innen gelernt haben, ist, dass biologischer Anbau gar nicht mal so einfach ist:
 Wie schützt man die Pflanzen vor Schädlingen oder Krankheitserregern? Wie sorgt man für eine ausreichende Menge an Nährstoffe im Boden und auf welche Weise lässt sich der Ertrag steigern? Auf alle diese Fragen müssen Antworten gefunden werden, was viel Wissen, Erfahrung und eben auch Forschung voraussetzt. Was vorher eventuell mit dem (teuren) Griff nach chemischen Mitteln gelöst werden konnte, erfordert jetzt das Verständnis für komplexe Zusammenhänge. Wenn Farmer:innen sich dafür entscheiden, von konventionellem auf biologischen Landbau umzusteigen, sehen sie sich mit existenziellen Problemen konfrontiert, die es zu lösen gilt. Alte Kaffeepflanzen müssen entfernt und der Boden regeneriert werden, neue Strukturen für eine Verschattung der Plantage oder eine sinnvolle Wasserdistribution geschaffen werden. Das alles kostet Geld, gleichzeitig sinkt jedoch der Ertrag der Farm für eine gewisse Zeit. Natürlich ist damit – neben dem Wunsch, eine gesunde, nachhaltige Umwelt für das eigene Unternehmen zu schaffen – auch die Hoffnung darauf verbunden, den biozertifizierten Kaffee später zu einem besseren Preis verkaufen zu können. Bis dahin ist es jedoch ein langer Weg und mit unserer aktuellen Einkaufspraxis für Rohkaffee bei BLACK HEN honorieren wir nur diejenigen, die diese Transformation aus eigenen Kräften erfolgreich geschafft haben. Allerdings wollen wir Anreize schaffen, damit noch viel mehr Farmer:innen auf biologischen Anbau umsteigen. Dazu braucht es jedoch einmal Wissen, um beratend helfen zu können, ein gewisses Standing in der lokalen Community, damit genug Vertrauen da ist, sich gemeinsam auf dieses Wagnis einzulassen und nicht zuletzt finanzielle Mittel, um die Kosten und Risiken der Umstellung mittragen bzw. absichern zu können. Und das meiste davon fehlt uns natürlich noch.
  Als Philipp Schallberger von den Kaffeemacher:innen aus der Schweiz uns von ihrem „Tlapajti-Projekt“ in Mexiko erzählte, bei dem sie eine Gruppe indigener Farmer:innen bei genau dieser Umstellung begleiten, war klar, dass wir das sehr aufmerksam beobachten wollen. Dass wir dann die Einladung bekommen haben, aktiv mitzuwirken, einen Beitrag zum Gelingen leisten und quasi aus erster Hand lernen zu können, was es heißt, ein solches Projekt zu initiieren, ist für uns eine Riesensache. Wir bedanken uns deshalb auch ganz herzlich für diese Chance!

DAS TLPAJTI-PROJEKT

Worum geht es jetzt genau im „Tlapajti-Projekt“, das die Kaffeemacher mit Ensambles Mexiko als regionalem Implementationspartner 2022 ins Leben gerufen haben? Das Ziel ist es, die regenerative Kaffeeproduktion zu fördern, indem die Produzenten den Kaffee in Agroforst-Systemen anbauen, diese stärken und so besser auf den Klimawandel reagieren können. Mit der Stärkung der Bodengesundheit, viel Schatten und damit der Kühlung der Farm, dem Schutz der Wasserquellen und einer hohen Biodiversität soll die Resilienz der Farmen gegenüber negativen Einflüssen von außen ausgebaut werden, so dass ein Rückgriff auf Pestizide nicht mehr nötig sein wird. Die Aufgabe der Kaffeemacher ist es, den produzierten Rohkaffee einzukaufen und die Arbeit von Ensambles vor Ort zu finanzieren. Das ist auch der Ansatzpunkt, an dem wir einen Beitrag leisten können: indem wir den Rohkaffee zu einem guten Preis abkaufen. Der offizielle Name des Projekts ist „Tlapajti“ - das bedeutet in einer der indigenen Nahuátl-Sprachen, die in der Projektregion gesprochen werden: „die, welche heilen.“ Der Name kam von einer Produzentin der Community selbst. Sie sagte, dass sie nun Mutter Erde heilen und deswegen „tlapajti“ seien – daher auch der Name für unseren Espresso CURANDERA (= „die Heilerin“).

Hier ein kurzer chronologischer Überblick über die Entwicklung des Projekts:

 • Nach einem ersten Austausch zwischen den Kaffeemachern und Ensambles Mexiko im Sommer 2020 beginnt die Suche nach einer Gruppe von Produzent:innen, mit denen man das Projekt starten könnte.
 • In der Region Zongolica, Veracruz, rund um die Ortschaft Ixpaluca, wird man fündig. Da die Farmer:innen allerdings schon schlechte Erfahrungen mit Käufern gemacht haben, besteht die erste Aufgabe darin, eine Vertrauensbasis zu schaffen.
  • Mit 23 Produzenten wird 2022 die Kooperative CITATL CAFEN gegründet, Workshops zur Bio-Zertifizierung gemacht und auf Basis regenerativer, bio-dynamischer und traditioneller Anbaumethoden 44 Sack Kaffee produziert (à 69kg).
 • Dadurch entsteht ein neuer Marktzugang für Produzierende, die bis dahin nur auf dem lokalen Markt ihren Kaffee verkaufen konnten. Die ersten Produzenten sollen schon 2024 ihre Bio-Zertifizierung erreichen. • Da es 2023 zu hohen Kaffeepreisen an der Börse kommt, verkaufen einige Farmer der Kooperative ihren Rohkaffee an andere Käufer, obwohl Ensambles schon mehr als 35% über dem Marktpreis bezahlt. Die junge Kooperative zerbricht und verliert rund die Hälfte ihrer Mitglieder.
 • Lorena und Miguel, die Projektleiter vor Ort, finden neue Partner, die bereit sind, ihre Anbaumethoden entsprechend anzupassen. In dieser Saison wurden bereits 100 Sack Kaffee produziert (den ihr jetzt auch bei uns findet).
 • Die umbenannte neue Kooperative KAFFEN KALI wird die kommende Saison wahrscheinlich bis zu 200 Sack Kaffee produzieren.
 
Es bleibt also spannend und zeigt, wie nah – oder mittendrin – Kaffeeröstereien zu Themen in der Entwicklungshilfe stehen.
Ihr findet ausführliche Berichte in den Beiträgen von Philipp Schallberger im Blog der Kaffeemacher
 (https://www.kaffeemacher.ch/blog/toca-mexiko/),
ihren TOCA Kaffee dazu hier (https://kaffeemacher.de/collections/espresso-auswahl/products/toca-espresso) und unseren CURANDERA in unserem Onlineshop.
Mit einem Kauf dieses Kaffees unterstützt ihr also ganz konkret ein Projekt zur Förderung der regenerativen Kaffeeproduktion! Näher dran geht nicht!